Asperger Syndrom – Besondere Fähigkeiten und ihre EntdeckungMenschen mit Asperger Syndrom haben besondere Fähigkeiten und Fertigkeiten im Bezug auf Konzentration, Konstruktion und “Arbeitsbewältigung”.
Über das Asperger Syndrom selbst können Sie allerhand im Netz finden.
Wenn man sich jedoch nicht näher damit auseinandersetzt lernt man die Vorzüge nicht kennen, sondern empfindet manches vielleicht als komliziert, was ich eher als komplex bezeichnen würde, als umständlich, statt “alle Umstände berücksichtigend”.
Klar, manchen interessiert es nicht wieviel Umstände mit einer Sache verbunden sind, hautpsache sie wird erledigt, egal wie.
Wenn Sie dann mal in Ihrer Unternehmung eine Innovation benötigen, oder sich fragen warum gewisse Umstände nie berücksichtigt wurden, die aber unterschwellig immer da waren und ihr Unternehmen täglich Geld kosten, dann haben sie an der falschen Stelle gefragt und das falsche gefordert.
Wenn Sie es aber mal genau wissen wollen fragen sie jemanden der es auch genau nehmen kann.
Menschen mit Asperger Syndrom haben eine besondere Wahrnehmung für Details.
Menschen mit Asperger Syndrom beantworten eine Frage so, wie sie gestellt wurde.
Menschen mit Asperger Syndrom gehen mit längerer Ausdauer unvoreingenommener an Dinge heran und bleiben dabei.
Lesen Sie hier noch viel mehr der besonderen Fähigkeiten aus einem Text von Attwood und Gray (aus “Die Entdeckung von Aspie”, 1999)
*A. Qualitative Vorteile in sozialer Interaktion, manifestiert in der Mehrzahl der folgenden Punkte:
1. Beziehungen zu Altersgenossen geprägt von absoluter Loyalität und untadeliger Zuverlässigkeit 2. frei von sexistischer, ‘alters-istischer’ oder kulturalistischer Voreingenommenheit, Fähigkeit andere mit ihrem ‘Nennwert’ zu betrachten 3. man sagt, was man denkt, ungeachtet des sozialen Kontextes bzw. Festhalten an der eigenen Meinung und Einstellung 4. Fähigkeit, persönliche Theorien oder Perspektiven zu verfolgen trotz offenkundiger Konflikte 5. Suche nach Zuhörern oder Freunden mit folgenden Fähigkeiten: Enthusiasmus für einzigartige Interessen und Themen; Wertschätzung von Details; Zeit verbringen, ein Thema zu diskutieren, das möglicherweise nicht von primärem Interesse ist 6. Zuhören, ohne permanentes Urteilen oder voreilige Schlüsse zu ziehen 7. hauptsächlich interessiert an signifikanten Beiträgen eines Gesprächs; Neigung ‘ritualistischen small talk’ oder sozial triviale Bemerkungen und oberflächliche Konversation zu vermeiden 8. Suche nach aufrichtigen, positiven, ehrlichen Freunden mit einem zurückhaltenden Sinn für Humor
*B. Flüssig in ‘Aspergerese’ einer sozialen Sprache, charakterisiert durch mindestens drei der folgenden Punkte:
1. Entschlossenheit, die Wahrheit zu suchen 2. Konversation frei von versteckten Bedeutungen oder Andeutungen 3. fortgeschrittenes Vokabular und Interesse an Wörtern 4. Faszination an auf-Wörter-basierendem-Humor, wie in Wortspielen 5. fortgeschrittener Gebrauch von bildhaften Vergleichen
*C. Kognitive Fähigkeiten, charakterisiert durch mindestens vier der folgenden Punkte:
1. starke Bevorzugung von Details vor dem Gesamtbild 2. originelle, oft einzigartige Weise der Problemlösung 3. außergewöhnliches Gedächtnis und/oder Erinnerung an Details, die oft von anderen vergessen oder ignoriert werden, wie z.B. Namen, Daten, Zeitpläne, Routinen 4. begierige Ausdauer Informationen über ein interessierendes Thema zu sammeln und zu katalogisieren 5. Beharrlichkeit des Denkens 6. enzyklopädisches, oder ‘CD-ROM’ Wissen über ein oder mehrere Themen 7. Wissen um Routinen, und ein fokussierter Wunsch, Ordnung und Genauigkeit zu bewahren 8. Klarheit um Werte/Entscheidungen, ungeachtet politischer oder finanzieller Faktoren
*D. Mögliche zusätzliche Merkmale:
1. scharfe Empfindlichkeit gegenüber spezifischen sensorischen Erfahrungen und Stimulierungen, z.B. Hören, Berührung, Sehen, und/oder Geruch 2. Stärke in Einzelsportarten oder Spielen, insbesondere solche, die Ausdauer oder scharfes Sehen verlangen, einschließlich Rudern, Schwimmen, Bowling/Kegeln, Schach 3. ‘sozial unbesungener Held’ mit vertrauensvollem Optimismus: häufiges Opfer der sozialen Schwächen anderer, dennoch standfest im Glauben an die Möglichkeit ehrlicher Freundschaft 4. erhöhte Wahrscheinlichkeit über der allgemeinen Bevölkerung nach der weiterführenden Schule eine Universität/Hochschule zu besuchen 5. oft fürsorglich anderen gegenüber außerhalb des Rahmens der typischen Entwicklung
Menschen mit Asperger Syndrom sind für unsere Projekte eine Entdeckung bzw das Asperger selbst könnte man als solche sehen
“Einige der besten Entdeckungen dieses Jahrhunderts waren kreative und zielstrebige Anstrengungen um ‘Was wäre, wenn…?’ Fragen zu beantworten. Was wäre, wenn Menschen fliegen könnten? Was wäre, wenn elektrische Energie nutzbar gemacht werden könnte um Licht zu erzeugen? Was wäre, wenn es ein einfach zu erreichendes, internationales Kommunikations- und Informationsnetzwerk gäbe? Die antworten resultierten in bleibenden Veränderungen: Luftfahrt, Glühbirnen, das Internet. Diese Entdeckungen habe ihre weniger effektiven Vorläufer vom Gebrauch fast völlig verdrängt: Verschwunden sind Postkutsche, Gaslaternen, und vielbändige, gebundene Enzyklopädien. Diese Verbesserungen erinnern uns an unsere Möglichkeit und Fähigkeit zu experimentieren, umzugestalten, umzudenken und vorzustellen. In diesem Geist verweist dieser Artikel auf eine neue Frage: Was wäre, wenn Asperger Syndrom anhand seiner Stärken definiert wäre? Welche Veränderungen würde das bewirken?
Bewegung: weg von Diagnose, hin zu Entdeckung Um eine Diagnose zu stellen, muß man die Aufmerksamkeit auf Schwächen richten, die Beobachtung und Interpretation von Anzeichen und Symptomen, die von der normalen Entwicklung oder Gesundheit abweichen. Sicherlich wäre es ein wenig entwaffnend, zum Doktor zu gehen, einer Diagnose wegen, und er fragt nur, ‘Also, was fühlt sich absolut toll an?’. Das DSM IV (American Psychiatric Association, 1994) hilft bei der Identifikation unterschiedlicher Störungen. Es wird von Psychiatern und anderen Experten für psychische Gesundheit angewendet, um beobachtete Schwächen, Symptome und Verhaltensweisen mit dem Text, der Lehrmeinung, in Einklang zu bringen. Im DSM IV wird Asperger Syndrom identifiziert mit speziellen diagnostischen Kriterien, einer Konstellation von beobachteten sozialen und kommunikativen Verzögerungen und/oder Abweichungen. Einmal diagnostiziert wird von dem Kind oder Erwachsenen gesprochen in der politisch korrekten ‘Erst die Person’ Terminologie, also eine Person mit Asperger Syndrom.
Anders als Diagnose bezieht sich die Bezeichnung Entdeckung eher auf die Identifikation der Stärken oder Talente einer Person. Schauspieler werden entdeckt. Künstler und Musiker werden entdeckt. Ein guter Freund wird entdeckt. Diese Menschen werden identifiziert mit einer informellen Kombination von Bewertung und Bewunderung, die unweigerlich zu der Schlußfolgerung führt, daß diese Person – mehr als andere – bewundernswerte Qualitäten, Fähigkeiten, und/oder Talente besitzt. Es ist die Anerkennung, daß, „Du weißt, er ist besser als ich in…”. Wenn man sich auf Personen bezieht mit Respekt gegenüber ihren Talenten oder Fähigkeiten, so ist die politisch korrekte ‘Erst die Person’ Terminologie überflüssig. Etikette wie Musiker, Künstler, oder Dichter werden begrüßt und als Kompliment gesehen.
Wenn Asperger Syndrom durch die Beobachtung von Stärken und Talenten identifiziert würde, dann wäre es nicht länger im DSM IV, und man würde es nicht länger als Syndrom ansehen. Schließlich würde man von jemandem mit besonderen Stärken und Talenten weder in Etiketten mit negativem Beigeschmack reden (man sagt Künstler und Dichter, nicht künstlerisch Arroganter oder dichterisch Geistesabwesender), noch hängt man an jemandes Namen das Wort Syndrom (man sagt Sänger oder Solist, nicht Sinatra Syndrom). Wenn man die Stärken fokussiert, muß man den vorherigen Terminus, Asperger’s Syndrom, ersetzen durch einen neuen Ausdruck. Die Autoren finden, daß das Wort Aspie, welches Liane Holliday Willey auf sich selber bezogen in ihrem neuen Buch, Pretending to be normal(1999) eingeführt hat, ein Ausdruck ist, der genau richtig und zwischen den anderen talentbegründeten Ausdrücken wie zu Hause ist: Solist, Genie, Aspie, Tänzer. Mit schwindendem DSM IV Potential, führen die Autoren auch eine Beschreibung von ‘Aspie’ an einer Stelle in einem vielgebrauchten, aber noch nicht existenten Handbuch der Entdeckungen bei Menschen (MDP = Manual of Discoveries About People) ein. (Figure1) Neue Wege des Denkens führen häufig zu Entdeckungen, die fortschreitend ihre überholten Vorläufer ausrangieren. Vergleichbar hat auch der Wechsel von Asperger’s Syndrom zu Aspie interessante Auswirkungen und bietet neue Möglichkeiten. Er könnte dahin führen, daß typische Menschen ihre Reaktionen überdenken, und die bisher verpaßte Möglichkeit retten, einen Vorteil für Kultur und Wissen aus dem Beitrag der Aspies zu ziehen.”
(Aus Attwood & Gray “Die Entdeckung von Aspie” 1999